Archive for September, 2009

Ich bin gerade in den Lesegenuss dieses Schriftstücks von Elke Wittich bei der „Jungle World“ gekommen.

Also mal vorweg – ja, die Piraten sind absolute politische Newbies. Und ja, sie machen echt viele, unglaubliche dumme Fehler auf dem politischen Parkett. Das kann man – selbst wenn man beide Augen hermetisch zukneift – nicht leugnen. Zum Beispiel das Interview vom Popp und der ganze Wirrwarr wiewarumweshalb und aus wessen Unfähigkeit eine Suchmaschine zu bedienen das nun entstanden ist. Mehr als nur peinlich. Dann wurde – sehr geschickt – von der „Jungen Freiheit“ ein vor Monaten ausgefüllter Fragebogen von Jens Seipenbusch aus den Untiefen der redaktionellen Karteikästen gezogen und eine Empfehlung für die Piraten ausgesprochen.
Mal ganz davon abgesehen, dass die beiden Vorfälle intern bei den Piraten – vorsichtig ausgedrückt – nicht gerade riesige Begeisterungsstürme, sondern sehr starke Diskussionen, Fragen und Empörung auslöste, sieht das für jeden denkenden Menschen nach einem gewitzten politischen Schachzug zur Diskreditierung aus. Und die Linken springen natürlich großspurig-freudig auf den Brocken an, der ihnen da gewitzt hingeschmissen wurde. Wahrscheinlich liegt die geschlossene Redaktion der „Jungen Freiheit“ gerade auf dem Boden und hält sich vor Lachkrämpfen den Bauch.

Zusatzzahl: Piratenpartei

Eines sollte man bei allem beachten: – Obacht, ich zitiere ein altes deutsches Sprichwort – „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“ Das ist nicht als lapidare Entschuldigung zu werten für die Fehler die verbockt wurden oder wahrscheinlich noch kommen werden, sondern als Erklärung.  Die Piratenpartei wächst rasant, die Piratenpartei lernt und sie ist dabei ein äußerst gelehriger und engagierter Schüler. Vielleicht macht gerade dies den etablierten und festgefahrenen Parteien Angst und sie müssen solche billige polemische Tricks aufbieten, um den politischen Widersacher möglichst unwählbar erscheinen zu lassen. Eine breite Basis, die freiwillig politisch aktiv ist und nicht zur Wahl getreten werden muss, kann einem ja als gestandener Politiker auch nächtliche Albträume bereiten. Nachher erwarten die vielleicht auch noch das man sich nach der Wahl an Wahlversprechen hält? Eine unglaubliche Vorstellung!

Der braune Haufen als letztes Lockmittel vor der Wahl

Mir – als mit der deutschen Kultur sozialisierter Kurdin – ist jedenfalls eben beim Lesen von Frau Wittichs Kommentar die Galle hochgekommen und mir wird regelrecht übel, wenn ich lese wie sie sich schadenfroh eine uniformierte rechte Welle zurechtkonstruiert. Ich meine, ich bin ja recht unerfahren auf der politisch hochgebildeten Super-Ebene, also wie darf ich solche Aussagen werten? Ist das ein erprobtes Mittelchen, das man quasi als letzten Ausweg aus der Schublade reißt? Ich sehe diese Medizin geradezu bildlich vor mir – eine dunkelbraune  große Apothekerflasche, auf der die Aufschrift prangt: „Parteigift. Tötet Schädlinge ab und macht gegnerische Partein in Deutschland sofort  unwählbar“

Und bei Dosierung steht dann: „Ihre politischen Mitkonkurrenten sind zu aktiv und drohen in ihrem Revier zu viele Wählerstimmen zu wildern? Kein Problem! Geben sie einfach einige Tropfen nationalsozialistisches Gift in den Wahlkampf, stoßen den Gegner in einen braunen Haufen aus verbalen Mist und schreien ein paar mal möglichst entsetzt „Polen“ , „Hitlerjugend“ und „Israel“. Empfehlenswert sind auch Vokabeln wie „Gleichschaltung“ und „BdM“. “

Na dann mal guten Appetit Deutschland. Mund auf.

 
September 24th, 2009 Politisch | 1 Comment
 
 

Hinter dem auf den ersten Blick etwas kryptisch erscheinenden Begriff  „OptOut“ verbirgt sich eine Aktion der Piraten um die eigenen Daten zu schützen.  Werbung, Adresshändler und diverse Datenschutzskandale der jüngsten Vergangenheit nerven euch? Gut, dann kommt heute in eurem Kiez zum OptOutDay an eurem Bürgeramt oder Rathaus und nehmt euch das Recht Widerspruch gegen die Weitergabe eurer persönlichen Informationen einzulegen.

Datenschutz ist Bürgerrecht

Rein rechtlich ist es nämlich zulässig, dass die staatliche Meldebehörde, bei der man eingetragen ist, personenbezogene Daten (zum Beispiel eure Konfession, Adresse, Geburtstag, Familienstand …) weitergibt, wenn man sich als Bürger nicht ausdrücklich dagegen ausspricht.

ood09 – Wann? Wo? Wie?

Heute. Jetzt. 🙂 Auf der offiziellen Seite zum OptOutDay09 könnt ihr euch über Aktionen in eurer Nähe informieren. In der Regel stehen im Zeitraum, in welchem die Bürgerämter geöffnet sind, nach Möglichkeit nette Piraten mit einem simplen Formular zum Widerspruch für euch bereit. Sie sind auch  gerne bereit euch genaueres zu erklären.

OptOutDay – Berlin-Friedrichshain

Die beiden Crews von Friedrichshain-Kreuzberg stehen heute im Zeitraum von 10-18.00 Uhr vor dem Bürgeramt an der Frankfurter Allee 35-37.
Kommt doch einfach vorbei und schützt eure Daten. 😉

OptOutDay – Berlin-Lichtenberg

Crew Leuchtturmspitze steht gleich von 15.-19.00 Uhr vor dem Bürgeramt 2 in der Möllendorffstraße 5 in Lichtenberg.

 
September 17th, 2009 Berlin speziell, Politisch | No Comments
 
 

Nicht das ihr denkt ich wäre mit dem Thema ein wenig spät dran – ich habe die erste Aufzeichnung von der FsA09 direkt Samstagnacht bei Youtube gesehen und war – auch wenn das jetzt total ausgelutscht klingt – absolut geschockt.

In den tiefen meinen kleinen schwarzen Herzchens bin ich nämlich ein braves Mädchen. Ein  sehr braves Mädchen, das – trotz aller Berichte, Erzählungen und eigener Erfahrungen – irgendwie doch immer an „das Gute“ glaubt. Auch – lacht bitte nicht – an das Gute, irgendwie doch Gerechte, in der Staatsmacht. Vielleicht ist es ein eingeimpfter und in der Kindheit geprägter Obrigkeitsglaube, den man lernen muss zu bezwingen, gemixt mit dem irrationalen Glauben an die eigene Unverletzbarkeit. Klar bin ich mir darüber bewusst, dass es solche Übergriffe schon immer gab und auch immer geben wird – leider und auch von beiden Seiten.

Aber mal ehrlich, man denkt doch immer unterschwellig in einem versteckten und zugestaubten Winkel seines Gehirns: Ja mir, mir passiert sowas schon nicht. Mir doch nicht. Und mal unabhängig davon, dass ich es absolut unglaulich finde, dass irgendein blöndlicher Polizeibeamter, ganz Polizei-Schwadron-Dritte-Welt-like, einem zu Boden gerissenen Mann grinsend mehrfach seine panzerbehandschuhte Faust ins Gesicht rammt, während sich ein Kokon aus weiteren Beamten wie ein Wespenschwarm um die am Boden liegende Person schließt und sie geschäftig in ihr Nest schleift – und das mitten in meinem Deutschland – so sehr verstärkt es das persönliche Entsetzen, wenn man weiß, das man da kurz vorher auf der profanen Suche nach einem Klo vorbeigelatscht ist.
Hört sich doof an, is aber so.

Für den (absolut unwahrscheinlichen) Fall, dass das an jemanden bisher vorbeigegangen ist hier nochmal Video und Links zu den Pressemittelungen des Falls:

Video bei Youtube

Pressemeldung der Polizei

Pressemitteilung des Opferanwalts

 
September 14th, 2009 Berlin speziell, Daily Gossip, Politisch | No Comments
 
 

Wir sind gerade von der FsA-Demo wieder heimgekommen. Mitlaufen war dank ramponierten Knöchel von Kai nicht drin, aber wir waren zumindest am Anfang dort, haben „moralisch“ unterstützt, Freunde begrüßt und politisch Flagge gezeigt.

Drei fotografische Eindrücke – von vor dem Start. Auf der Bühne wurden zu diesem Zeitpunkt noch Reden gehalten.

piraten1

Der Piraten-Truck – eigentlich fährt das Ding normalerweise für die Love-Parade. Deswegen wurde die Demo auch lautstark mit Techno unterlegt.

piraten

Und noch mehr Piraten die – zusammen mit zahlreichen anderen Bündnissen, Parteien und Organisationen (guckt euch einfach auf der FsA-Seite rechts mal die lange Spalte an) –  gegen die ausufernde Überwachung demonstriert haben.

piraten2

 
September 12th, 2009 Berlin speziell, Politisch | 1 Comment
 
 

Kurzmeldung: Bin gerade auf dem Weg zur Demo in Berlin. Beginn 15.00 Uhr am Potsdamer Platz. Hier gibts mehr Infos zur Aktion „Freiheit statt Angst“.

Wir sehen uns bei der FsA.

 
September 12th, 2009 Berlin speziell, Politisch | 1 Comment
 
 

„Im Leben jedes Menschen gibt es bestimmte Zeitpunkte, Lebensmarken, die sich einbrennen. Diese Ereignisse sind – ob traumatisch wie ein Unfall oder glückselig wie der erste Blick auf das eigene Kind, die mitreißende Euphorie einer Masse – sehr selten. Aber sie hinterlassen ihre sichtbaren und unsichtbaren Spuren. Rückblickend kann man sich immer glasklar an diesen Moment und die das Gehirn flutenden Gedankenfetzen erinnern und noch einen schwachen Schimmer jener Emotionen verspüren, die man damals empfand.“

Vor zwei Jahren habe ich in einem Artkel schon mal gefragt: Wo warst du? Wo hast du dich am 11.09.2001 befunden? Was hast du getan, gemacht, gedacht, gefühlt? Und heute frage ich wieder, ein wenig verwundert über mich selbst. Fast hätte ich das Datum übersehen. Zugeschüttet unter Arbeit, Stress, Lachen und Aktivitäten. Der Mensch ist nicht dazu geschaffen im dauerhaften Entsetzen zu leben. Es macht sich klein, verbirg sich, stumpft ab, nur um dann unbesehen und umso eifriger wieder hervorzuspringen. Aber die Erinnerung ist wichtig, Erinnerung ist auch Aufgabe. Also – wo warst du? Was hast du gedacht? Was gefühlt? Ich weiß das du dich erinnerst.

 
September 11th, 2009 Alltag, Menschen | 2 Comments
 
 

Ja, die ist immer eine Geschichte wert… weil nämlich, da passieren immer totaaaal komische Sachen. Urplötzlich sind bei allen Zügen die Bremsen defekt. Da können die Herren Manager natürlich gar nix dafür. Das hat auch nix damit zu tun, dass die deutsche Bahn immer mehr Geld aus dem S-Bahn-Betrieb presst und zur Gewinnsteigerung gerne Werkstätten schließt.  Ja also bitte, man kann doch wirklich nicht ahnen, dass die Züge Verschleißerscheinungen haben, bloß weil man mal ein wenig mit der Wartung schlampt oder vielleicht – hier und da – ein paar Leutchen entlässt… Natürlich nicht. Das sind halt… zufällige Zufälle. Und so.

Heute stehen also wieder berlinweit verzweifelte Menschen auf den Bahnsteigen herum. Der S-Bahn-Verkehr ist weitestgehend eingestellt, nur ein Viertel (!) der Züge sind auf den Schienen, am Alex sind sogar die Rolltreppen ohne Strom und die Bahnsteige verschlossen. Die Ringbahn soll zumindest noch eingeschränkt fahren. Wow – das nennt sich Krisenmanagement. Wer derzeit verzweifelt auf die Seite der S-Bahn surft, dem blinkt es dort Signalrot so entgegen:

Bahn

Mal ganz davon abgesehen, dass ich gerade am heutigen Tag die Arbeit im Homeoffice ganz besonders hoch schätze: Angestellter der S-Bahn möchte ich derzeit wirklich nicht sein. Alleine auf einem Bahnsteig so ein handgeschriebenes Zettelchen aufhängen, wo drauf zu lesen ist, dass man irgendwo in Berlin fest sitzt. Kleine Angestellte, die sich tapfer und heldenhaften den marodierenden Menschenhorden entgegenstellen, die wahrscheinlich schon dem ersten Fahrradfahrer, der sich dummerweise samt geliebtem Drahtesel versucht hat sich in die letzte fahrende Bahn zu pressen, Lynchjustiz haben angedeihen lassen. Dieser Situation würde man doch gerne mal die Verantwortlichen aussetzen. Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer hat wahrscheinlich gestern einen halben Herzinfarkt bekommen. Besondes pikant wird das Ganze durch die noch bis Mittwoch laufende IFA (Inernationale Funkausstellung): Berlin heißt seine Gäste willkommen und drückt sie warm an sein zerfallenes Herz aus S-Bahn-Fahrplänen. Das macht doch eine moderne Weltstadt aus. So ein bisschen Survival-Chic beim Vorwärtskommen.

Schönen Tag noch allen Kämpfern da draußen.

P.S.: Eines muss ich noch lobend erwähnen, die S-Bahn (wenn sie es denn ist, denn der Account ist nicht zertifiziert) twittert und retweeted die Meldungen von Fahrgästen über derzeitige Wartezeiten und Fahrtmöglichkeiten. Das sieht dann in etwa so aus:  „@s_bahn_berlin Marzahn – Tempelhof : 1.5h – Wartezeit auf Ringbahn Ø 25min (via @kenny1987)“ und ist dank diesem Medium wahrscheinlich viel zeitnaher und realistischer am Geschehen als die Website. Auch bei Twitpic laufen die ersten Bilder vom S-Bahn-Chaos ein.

 
September 8th, 2009 Berlin speziell | 1 Comment
 
 

Hab ja ganz vergessen euch drauf hinzuweisen. Asche auf mein königliches Haupt! Wir gucken es schon den ganzen Abend – knappe sechs Stunden könnt ihr bei diesem genialen TV-Projekt (läuft derzeit auf Arte und dem RBB) 24hBerlin noch lustvoll in die berliner Seelen spannen, euch mit- schämen, -verlieben, -hoffen, -sabbern, -entsetztsein, -lachen, -weinen, -einsamsein, -gerissen werden.

Verpasst? Guckt in die Mediathek.

 
September 6th, 2009 Menschen, Monster - Mumien - Mutationen | No Comments
 
 
WordPress › Fehler

Es gab einen kritischen Fehler auf deiner Website.

Erfahre mehr über die Problembehandlung in WordPress.