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Mein Name ist Mounira. Ich bin 67 Jahre alt.
Meine Heimat ist … war Syrien. Aber das Land, das ich kannte, gibt es wohl bald nicht mehr.
Seit einigen Monaten bin ich in Deutschland. Mein Sohn und meine Tochter leben seit Jahren hier. Ich habe wohl Glück hier zu sein. In Sicherheit. Mit eigener Wohnung. Staatlicher Unterstützung. Verfügbaren Ärzten. Hilfe, wenn ich darum bitte.
Anderen geht es nicht so gut. Sie haben kein Geld und können deswegen nicht fliehen und sich retten. Oder sie leben wie Vieh in Flüchtlingslagern.
Manche sind zwanghaft optimistisch – was bleibt auch anderes. Einige sagen auch, dass wir Baschar al-Azad noch auf Jahre hin am Hals haben. Wieder andere bleiben freiwillig in Syrien und helfen – zum Beispiel traumatisierten Kindern.

Syrien – das ist derzeit Angst, Tod, Hunger – und natürlich Verdrängung und Weiterleben. Was bleibt den Menschen denn sonst?
Worauf ich hoffe?
Ich WILL, ich KANN die Hoffnung nicht fallen lassen, dass ich irgendwann zurück in meine Heimat kann. Nicht für immer. Nur für einige Zeit. Um Abschied nehmen zu können. Um zu trauern. Ohne Zwang. Mit Zeit. Um mich von liebgewonnenen Dingen und meinem bisherigen Leben trennen zu können. Vielleicht, um ein Stück von Früher aus meinem Haus zu holen. Und vor allem, um Freunde und Familie wiederzufinden.

So komisch es klingt, aber die Flut in Deutschland gibt mir gerade Trost. So viele Menschen, die von heute auf morgen alles verlieren – und das ganz ohne Krieg. Der plötzliche Abschied kann immer und überall geschehen und das Leben wird letztendlich dennoch immer gewinnen.

(Mounira existiert nicht. Sie ist eine fiktive Person, ihre Gedanken und Empfindungen sind aber real. Der Text entstand nach Gesprächen mit in Deutschland lebenden Menschen, deren Lebensmittelpunkt vorher in Syrien/Damaskus war.)

 
September 10th, 2013 Kunst!, Menschen, Politisch | No Comments
 
 

Seid ihr ausgehungert? Lechzt insgeheim danach, eure Zähne in pralle Früchte und süßen Saft zu schlagen? Dürstet nach klaren Quellen für eure staubtrocknen Kehlen, kaum noch des Lachens fähig? Beißt zu, Schwestern! Setzt euch, Brüder! Esst, trinkt, fresst, sauft. Der Tisch ist reichlich gedeckt!

Rezept für ein ausschweifendes Leben

Tauche gänzlich in den Genuss,
lecke genüsslich das Marmeladenmesser des Lebens ab.

Leere den Kelch der unlöschbaren Tränen,
atme die Fülle der Trauer.

Schneide eine fette Scheibe Lachen vom Leben,
vertilge sie gründlich. Bis auf den letzten Krümel.

Nimm einen großen Schluck aus dem Kessel der Schöpfung,
schmecke tief hinein und hinab, koste aus.

Löse einen großen Klumpen Herzblut aus deinen Eingeweiden,
schneide tief, schmerze gut, gib viel.

Fülle deine Seele mit Licht,
damit du die Dunkelheit sehen kannst.

Nimm viel. Gib viel. Fühle groß.
Wälze dich darin.

Klaube die Krumen aus deinen Haaren und Kleidern.
Lege genug in die Waagschalen.

Blicke stets offen voran.

Shermin Arif 16.09.2009

Lebensschätze

Begehre und trinke stets bis zur Neige,
sonst siehst du nicht den Grund der Dinge.

Verliere dich und löse dich in deiner Sehnsucht auf,
sonst findest du nicht die Wurzel die dich treibt.

Schmecke alles leer, dessen du habhaft wirst,
sonst lernst du die Viefalt nicht schätzen.

Schöpfe aus dem Alten und Neuen,
sonst bist du am Ende leer und hinterlässt ein Nichts.

Shermin Arif 16.10.2009

 
Juli 16th, 2010 Kunst! | No Comments
 
 
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