Archive for the ‘ Werbung ’ Category

Ja. Werbung. Fast könnte man aus dem wiederholten Aufgreifen dieses Themas schließen, dass ich mein Leben damit verbringe, vor der Glotze zu hängen, Hartz IV-TV langsam in meine äußere Hirnrinde tropfen zu lassen und sabbernd die Wand anzustarren. (Was defintiv nicht der Fall ist. Ähem.)

Aber es ist doch auch so ein herrlich reichhaltiges und wahnsinnig breites Feld, nicht umsonst gibt es in der Berlin-Kolumne extra eine eigene Kategorie dafür. Ich könnte schon wieder einen halben Roman über die klischeehaften und mit frauenverachtenden Sexismen zugepflasterten Werbeblöcke tippen, die da alltäglich in die deutschen Denkapparate gefüttert werden. (Ja, ja, ich weiß – das mit dem Denken ist ja so eine Sache, die nicht jedem liegt. Ich bin einfach ein zu positiver Mensch… ;-))

Nicht, dass ich nicht selbst ein großes Stück weit bekennende Sexistin wäre (eine Freundin umschrieb das letztens mit der Vokabel „Machette“), aber in der Regel bin ich ja nett zum schwachen Geschlecht und versuche Männer nicht zu sehr zu überfordern.

Liebe Fernsehanstalten, ganz unabhängig von teils wirklich grauenerregender Werbung: manchmal gibt es ja auch Spots, die ich wirklich toll finde. Ihr seht also – ich bin durchaus bereit, mir sowas mal anzusehen. Was sich mir allerdings nicht erschließt, ist der Lautstärkepegel. Da sitzt man des Abends ausnahmsweise mal aufmerksam vor dem heimischen Fernsehgerät, statt eine nette DVD ohne Unterbrechungen zu gucken, vertieft sich in einen Film, lässt sich in die Storyline fallen, von ihr gefangen nehmen und wird dann – natürlich immer mitten in der spannendsten Szene – vom infernalisch-lauten Plärren der einsetzenden Werbung in die Wirklichkeit zurückkatapultiert. Das hat dann nicht zur Folge, dass ich mir entspannt lächelnd denke „Ohja, genau! Diesen [an dieser Stelle beliebigen Konsumschrott einsetzen, dem ich auch regelmäßig verfalle] brauche ich unbedingt und sofort!“, sondern ein hektisches Grabschen nach der Fernbedienung und der Mute-Taste und folgliches Ingorieren des Werbeblocks beginnt. Und nicht nur ich persönlich habe den Eindruck, dass sich die Lautstärke in der letzten Zeit sogar noch um einiges gesteigert hat.

Und jedes Mal nach dieser Aktion frage ich mich: Wo ist darin der verdammte tiefere Sinn? Ich meine – entgeht mir da irgendetwas? Diese extreme Lautstärke sorgt doch nicht dafür, dass ich Produkt XYZ mehr Aufmerksamkeit schenke, sondern nur dafür, dass so ziemlich jeder leise schaltet, eine Flasche Wein aufmachen geht, was zum Knabbern aus der Küche holt oder erst mal ganz simpel aufs Klo verschwindet. Vielleicht kann mir das ja jemand mal erklären. Wäre nett. Ich finds halt sinnfrei.

Edit: Der Gatte hat hierzu gerade noch diesen Blogartikel aus den Weiten des Netztes gefischt.

 
Januar 8th, 2012 Werbung | No Comments
 
 

Ich sitze ja des öfteren mal leicht entgeistert vor dem Fernseher ob der Dinge, die sich darin abspielen… Und ich bin die Letzte, die Weibchen-Skills verabscheut und auf einem Bürstenhaarschnitt besteht.
Ja, ich mag schöne Schuhe, ja ich mag Make-up, ja ich gehe für mein Leben gerne Shoppen und ja ich hab nen ungesunden Hang zu Edelkitsch. Ich mag es, wenn Männer mir Komplimente machen. Und ich finde Push-up-BHs sind ne tolle Erfindung.  Seht ihr? Ich kann das schreiben, ohne mir nen Zacken aus der feministischen Krone zu brechen.

Aber: ich kann meinen Rechner selbst bedienen, irgendwelchen Kram darauf installieren, ich bediene vier unterschiedliche CMS und kriege dabei keinen peinlichen hysterischen Anfall à la „Huch.. ich bin ja nur ein kleines Weibchen, wo ist der Mann, der für mich den Technikkram macht?“. Ich finde sowas spannend, bin angemessen entsetzt, wenn jemand (meiner Meinung nach) hinlänglich bekannte technische Begriffe nicht kennt,  ich habe meinen eigenen Hammer, bin der Meinung, dass das „schwache Geschlecht“ meist eher männlich ist, baue gerne Regale zusammen und finde „root“ sexy.

Dennoch kräuseln sich mir die hübsch sommerlich lackierten Fußnägel, wenn ich derzeit die Werbung von Škoda für ihre Familienkutschen sehe.  Mit dem tollen Webeslogan „Jede Familie ist anders. Und doch gleich.“ werden einem hier verschiedene blähende Babys samt Familien in verschiedenen Škoda-Autos präsentiert. Die Geruchsbelästigung durch volle Windeln ist hierbei eher uninteressant.

Spannend ist nur das Sujet: Der Mann am Steuer, die Frau brav auf dem Beifahrersitz. Das Kind furzt. Die Frau (natürlich zuständig für die Säuberung des Sprosses) wühlt sofort hektisch nach der Windeltasche, während der Mann weiterhin würgend am Steuer sitzt. Ha. Ha. Lustig.

Leider bleibt einem bei den wirklich wunderhübsch festgetretenen Rollenbildern (die mich persönlich doch eher an die 50ties  gemahnen, fehlt nur noch, dass sie ihm perfekt frisiert die Hauspuschen zurecht rückt, „Papa“ nennt und einen trockenen Martini serviert) das Lachen eher im Hals stecken. Ich finde diese Werbung auch nicht süß oder niedlich, sondern erschreckend.  Mir persönlich wird schlecht, wenn ich die Selbstverständlichkeit wahrnehme, mit der diese uralt-verstaubten Rollenschemata in Richtung deutsche Kleinfamlie propagiert werden. Als Škodas Zugeständnis an die sich verändernde Weltordnung könnte höchstens mit viel, sehr viel Augenzudrücken, der einzelne Vater am Ende gesehen werden, der in einem cholerischen Anfall die hintere Klappe des Autos zu schmeißt.
Ich hoffe doch sehr, dass der Rest Deutschlands nicht wirklich „Und doch gleich“ ist.

Ich bin in diesem Fall jedenfalls nicht Deutschland. Bei uns habe ich den Führerschein und mein Mann wird schon bleich, wenn er ne Runde mit dem Fahrrad drehen soll. Vermehrt haben wir uns zwar noch nicht, aber ich weiß todsicher, dass er seinen angemessenen Anteil an vollgekackten Windeln übernimmt, sollte es jemals so weit sein.

Pünktlich zur FIFA Frauen-WM:  Waschmaschinen, Backöfen und Tiefkühlschränke

Und die Werbung ist nicht nur bei Autos so wahnsinnig erfindungsreich. Die PR-Firma  des Technikverscherbelers „Expert“ stößt in ein ähnliches Horn. Die haben nämlich seit neuestem die Fußballerinnen Célia Okoyino de Mbabi, Fatmire Bajramaj, Kim Kulig und Simone Laudehr unter Vertrag und werben mit dem unglaublich fantasiereichen Slogan (aufgepasst, Atem anhalten:) „Die schönste WM aller Zeiten!“ (Tätä, tätä, tätä!). Meine Güte. Leute. Da habt ihr aber lange dran gefeilt und euch anschließend freudig über diesen großen verbalen Wurf die von Schaumgummi unterpolsterten Anzugschultern geklopft, wa?

Zu sehen: Die Fußballerinnen in Slomo, wie sie sich während des Spiels mal schnell Lippenstift aufpinseln und Rouge mit dem Puderpinsel nachtupfen. Was für ein Geistesblitz.
Anschließend wird dann die Werbung für die verschiedenen Produkte eingeblendet. Und nein, das sind keine Hochleistungsrechner oder spannende Spielekonsolen, sondern Backöfen, Waschmaschinen oder Kühlschränke. (Ja, ernsthaft. Kein Scherz.)

Glänzend. Der Frauenfußball emanzipiert sich also endlich. Wird endlich wahr und ernst genommen, von der Gesellschaft nicht nur verlacht und dann macht das weibliche deutsche Nationalteam Werbung mit Schminkutensilien für Backöfen??! Als ich das das erste Mal sah, dachte ich erst dezent fassungslos an eine Persiflage. Mich packte das Grauen, als ich erkannte, dass dies ernst gemeint war. Mögen die Fußballerinnern der Nationalmannschaft sich normalerweise schminken wie sie wollen – das ist mir Wurst. Aber so eine Werbung für Haushaltsgeräte? Was wollen sie damit beweisen? Dass sie „trotz allem“ noch weiblich sind? Auch Frauen sind? Dazu braucht es weder Lippenstift in Signal-Nuttenrot, noch ne Waschmaschine in einer endpeinlichen Werbung, die sie selbst auf allen Ebenen deklassiert. Frau ist ja an den medialen Anblick dämlicher Fußballer gewöhnt, die sich durch die diversen Schokoladenbrotaufstrich-Chips-oder-Milchproduktwerbungen stammeln, aber das die Damenmannschaft in dieses billige Horn stoßen und sich im Sinne altbackener weiblicher Rollenbilder instrumentalisieren lässt, ist mehr als befremdlich und schlicht und ergreifend eines: schade.

<end of gehirnausschüttung>

 
Mai 29th, 2011 Werbung | 6 Comments
 
 
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